Ribera del Duero
Über die Osterfeiertage 2015 besuchten wir das Ribera del Duero. Wir flogen von Zürich nach Madrid und fuhren von dort mit Mietwagen 200 Kilometer nordwärts bis Peñafiel, das gut 25 Kilometer östlich von Valladolid am Fluss Duero liegt. Wir logierten im Hotel Pesquera, das zur Firmengruppe von Winzerkönig Alejandro Fernandez gehört. Im Hotel und dem integrierten Restaurant ist der gleichname Wein Pesquera, aber auch andere bekannte Brands von Alejandro Fernandez omnipräsent. Da das Gebiet Ribera del Duero geografisch eher abgelegen ist, sind die Weingüter und das lokale Gastgewerbe nicht in erster Linie auf Touristen aus aller Welt ausgerichtet. Es war von Vorteil, dass einige Teilnehmer des Französischen oder Spanischen mächtig waren, da Englisch nicht überall verstanden wurde. Trotz der sprachlichen Barriere und vielleicht auch gerade aufgrund der nicht extrem zahlreichen Besucher, spürten wir auf den Weingütern, in den Restaurants und in unserem Hotel stets grosse Gastfreundschaft und ein ernsthaftes Interesse an uns als Besucher. Man verstand sich teilweise mit Händen und Füssen aber man spürte auf beiden Seiten Sympathie und eine geteilte Leidenschaft für den Wein.
Angebaut wird im Ribera del Duero vor allem Tempranillo, wobei die Rebsorte hier Tinta del Pais genannt wird. Im Vergleich zu Tempranillo-Trauben in Rioja sind die Trauben kleiner und die Schalen dicker, was zu konzentrierterem Most führt. Viele der Weine werden in Eichenfässern ausgebaut und bestechen durch intensive Aromen und Farbe. Insbesondere die grossen Temperaturunterschiede von bis zu 20 Grad zwischen Tag und Nacht tragen zur optimalen Reifung der Trauben bei. Einige der teuersten Weine Spaniens stammen aus dieser Region wobei sich das Gebiet allgemein in der Schweiz grösster Beliebtheit erfreut.
Bodega Tinto Figuero
In Burgos liegt das Weingut Tinto Figuero. 1961 bekamen José María García und Milagros Figuero zu ihrer Hochzeit 1000 Rebstöcke geschenkt, welche die Grundlage für ein heute florierendes Business bildeten. Noch immer sind die beiden im Betrieb eingebunden, mittlerweile hat aber die nächste Generation den Lead übernommen. Man spürt bei allen Familienmitgliedern das Herzblut für ihre Produkte. Die Degustation der ganzen Figuero-Pallette haute uns regelrecht aus den Socken! Allein die Tatsache, dass José María García höchstpersönlich der Degustation beiwohnte, obwohl er körperlich nicht mehr in Hochform war und praktisch kein Wort mit uns sprechen konnte, zeigte uns, dass hier sehr viel Wert auf Gastfreundschaft gelegt wird. Ein Besuch, der bei uns in bester Erinnerung geblieben ist!
Bodega Emilio Moro
Das Weingut war in Bezug auf die Produktionsmenge das grösste, welches wir im Ribera del Duero besucht haben. Emilio Moro erfreut sich weltweit grosser Bekanntheit und bewegt sich preislich im mittleren Segment. Nicht nur die Produktion sondern auch das Weingut ist auf Masse ausgelegt. Das Anwesen gleicht einem modernen Museum, wobei am Ende eine Degustations-Ecke und ein Laden zum Verkauf bereit stehen. Der Wein wusste zu gefallen, über die Produktion und Eigenheiten erfuhr man jedoch nur das, was die Image-Videos und Info-Tafeln im Museum hergaben. Es war das einzige Weingut, bei welchem die Gastfreundschaft und das Herzblut für uns nicht spürbar waren.
Bodega Epifanio Rivera
Gegründet wurde das Weingut 2004 von den drei Brüdern Rivera wobei Epifanio die Leitung des Betriebs übernahm. Die teilweise fast 100 Jahre alten Rebstöcke befanden sich schon länger in Familienbesitz, der Ertrag wurde jedoch bis dahin an grosse Weingüter wie Vega Sicilia verkauft. Noch heute gehört das Weingut zu den kleineren Produzenten der Region, die produzierte Menge aber auch die Qualität konnte seither jedoch kontinuierlich auf ein sehr beachtliches Niveau gesteigert werden. Wer Epifanio persönlich trifft, realisiert rasch, dass hier jemand richtiggehend für seine Tätigkeit brennt. Nach einer Degustation fuhren uns die Brüder in die Rebberge, in denen unter anderem ein alter Weinkeller aus dem 16. Jahrhundert und eine Weinpresse aus dem 19. Jahrhundert zu bestaunen waren. Obwohl die Ribera del Duero Weine erst seit gut 40 Jahren internationale Beachtung gefunden haben, blickt man hier auf eine sehr grosse Weinbau-Tradition zurück. Wir würden auf alle Fälle jederzeit wieder bei Epifanio Rivera vorbeischauen!
Bodega Pago de los Capellanes
Gegründet wurde das Weingut 1996 von der Familie Rodero Villa. Seither hat sich der Betrieb zu einem der bedeutendsten Weinproduzenten Spaniens gemausert. Die Weine siedeln sich im mittleren bis oberen Preissegment an und bestechen durch hohe Qualität und Finesse. Das Anwesen ist ein futuristisches Gebäude, dass sich von aussen eher unscheinbar in die Landschaft und die Rebberge einbettet. Nach dem Eintreten, wähnt man sich teilweise in eine James Bond Film. Für eine Blick in den Weinkeller geht eine Klappe im Boden auf, um in den nächsten Raum zu gelangen, verschiebt sich eine Wand, und dankt der grosszügigen Fensterfronten bewegt man sich quasi ständig mitten durch die Reben. Der Rundgang im Haus war nicht nur aus architektonischer Sicht ein richtiges Erlebnis. Auch die anschliessende Degustation löste bei vielen Mitreisenden Begeisterung aus. Wir hatten das Glück, dass die Angestellte, welche die Führung durchführt, einen super Job gemacht hat. Aber auch abgesehen davon können wir einem Besuch bei Pago de los Capellanes jedem mit bestem Gewissen weiterempfehlen.